Zu Beginn des Jahres 2023 wurde eine neu eingeführte Bestimmung im Verpackungsgesetz wirksam, die Lebensmittelanbieter dazu verpflichtet, ihren Kunden Optionen für wiederverwendbare Verpackungslösungen (Pflicht zur Mehrweg-Alternativen) anzubieten. Um die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Möglichkeiten eingehend zu beleuchten, führten wir ein Gespräch mit Herrn Hans-Jürgen Nausch, dem Business Unit Director von Checkpoint Systems, einem weltweit führenden Anbieter von RFID-Hardware und Software.
Wen betrifft die Mehrwegangebotspflicht genau?
Hans-Jürgen Nausch: Diese Pflicht betrifft alle, die Essen und Getränke zum Mitnehmen oder als Lieferung anbieten, wie Restaurants, Lieferdienste, Caterer sowie Tankstellen, Bäckereifilialen und ähnliche Betriebe. Ausgenommen sind kleine Betriebe mit maximal fünf Beschäftigen und 80 Quadratmetern Verkaufsfläche. Jedoch müssen auch sie die Möglichkeit anbieten, selbst mitgebrachte Mehrwegbehälter zu befüllen. Aber aufgepasst: Diese Sonderregelung gilt nicht für kleine Betriebe, die Teil einer größeren Kette sind.
Was ist der Zweck des Gesetzes?
Hans-Jürgen Nausch: Es handelt sich dabei um die Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Union mit dem Ziel, die Auswirkungen von Verpackungsmüll auf die Umwelt in Deutschland zu reduzieren. Hierdurch soll der Anteil des Recyclings erhöht werden – eine sinnvolle und notwendige Maßnahme. Denn allein in Deutschland fallen jährlich 770 Tonnen Verpackungsmüll durch Take-Away-Einwegverpackungen an!
Vor welchen Herausforderungen stehen die Betriebe bei der Umsetzung der neuen Richtlinie?
Hans-Jürgen Nausch: Eine Herausforderung für die betroffen Unternehmen stellt sicherlich der Einstieg dar, insbesondere die Beschaffung geeigneter Mehrwegverpackungen. Grundsätzlich gibt es da zwei Optionen: eigene Mehrwegverpackungen aus Kunststoff oder Glas anbieten oder mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, das solche Verpackungen bereitstellt. Mein Tipp wäre, auf bereits etablierte Anbieter von Mehrwegsystemen zurückzugreifen, da das oft der effizientere Weg ist. Es lohnt sich jedoch, verschiedene Anbieter zu vergleichen, um den passenden Partner zu finden. Eine weitere Hürde besteht dann darin, den Überblick über die Mehrwegverpackungen zu behalten. das ist eine nicht zu unterschätzende neue Aufgabe, die erheblichen Aufwand bedeuten kann, wenn man sie falsch oder unvorbereitet angeht.
Gibt es eine clevere Lösung, um den Überblick über die Mehrwegverpackungen sicherzustellen?
Hans-Jürgen Nausch: Auch hier gibt es bereits sehr gute Lösungen am Markt, die Betrieben den neuen Alltag deutlich erleichtern können. Die RFID-Technologie zum Beispiel wird seit Jahrzehnten erfolgreich im Einzelhandel eingesetzt, um Bestände zu verwalten. Integriert ein Betrieb beispielsweise lebensmittelechte, hitze- und wasserbeständige RFID-Technologie in seine Mehrwegverpackungen, erhält er einen Überblick in Echtzeit – wie viele Mehrwegverpackungen sind im Umlauf, wie viele sind noch vorrätig, wie viele müssen vor der erneuten Verwendung noch gereinigt werden, und wie viele sind fälschlicherweise im Müll gelandet? Diese Fragen können Lieferdienste und Co. dank RFID zuverlässig beantworten und entsprechend Nachschub bestellen, wenn nötig.
Was ist Ihr Fazit zur Mehrwegangebotspflicht und deren Auswirkung auf die Betriebe?
Hans-Jürgen Nausch: Zusammengefasst kann man sagen, dass die Pflicht zur Mehrweg-Alternativen den Betrieben die Möglichkeit eröffnet, sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren und einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. Take Away muss nicht zwangsläufig mit viel Verpackungsmüll einhergehen, sondern kann auch ressourcenschonend gestaltet werden. Dank etablierter Anbieter können Mehrwegverpackungen auch zügig in Abläufe integriert werden. Es ist nur wichtig, dass man den richtigen Partner dabei mit im Boot hat. Wir arbeiten bei Kunden zum Beispiel oft mit Pilotprojekten und ausführlichen Schulungen, dadurch entstehen bei der Umstellung keine Nachteile.
Checkpoint Systems hat kürzlich in Frankreich mehr als 1.200 McDonalds-Restaurants mit RFID-Lösungen für Mehrwegverpackungen ausgestattet.