In unserer hiermit startenden fünfteiligen Serie „Lebensmitteleinzelhandel und Warensicherung“ sprechen wir über die Marktsituation im Lebensmitteleinzelhandel, Ladendiebstähle und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schäden sowie über die Motivation von Dieben, über die besten Abschreckungstaktiken, erläutern, wie ein Elektronisches Warensicherungssystem (EAS-System) funktioniert und geben Tipps für ein Pilotprojekt im Bereich Warensicherung. Den Auftakt macht heute eine Betrachtung der Marktsituation des deutschen Lebensmitteleinzelhandels und seiner Herausforderungen sowie ein Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Ladendiebstählen und Fehlbeständen und warum es sich lohnt, Pilotprojekte mit Hochrisikoartikeln zu starten.

Durch den Verkauf von Lebensmitteln wurden in Deutschland in 2021 laut Statista etwa 204.203 Millionen Euro umgesetzt. [1] Das Lebensmittelangebot umfasst in Deutschland mehr als 170.000 Produkte, circa 40.000 neue Produkte sorgen jährlich für Sortimentsveränderungen. [2] Einschließlich Nonfood erzielte der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) 2019 einen Umsatz von 252,7 Milliarden Euro. [3] Die fünf größten Unternehmen – Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe, Aldi und Metro – vereinen dabei knapp 76 % Marktanteil auf sich. Das sorgt für einen harten Qualitäts- und Preiswettbewerb. Die Edeka-Gruppe ist die mit Abstand größte deutsche Handelskette (Marktanteil 24,5 %), darauf folgen die Rewe-Gruppe (17,7 %), die Schwarz-Gruppe (16,5 %) und die Aldi-Gruppe (11,7 %). [4] Mit 44,9 % ist der Marktanteil der Discounter in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch.

 

Covid-19 und der LEH

Die weltweite Covid-19-Pandemie hat viele Einzelhandelsbranchen schwer getroffen, aber der Lebensmittelsektor hat sich insgesamt als sehr widerstandsfähig erwiesen und in vielen Fällen während dieser schwierigen Zeit ein beträchtliches Umsatzwachstum verzeichnet. Supermärkte und Discounter verbuchten mitunter Rekordeinnahmen, während andere Branchen in Kurzarbeit gingen und unter Umsatzeinbußen litten. Die Experten des deutschen Marktforschungsinstituts GfK schreiben, für das Jahr 2020 kann „sich der Lebensmitteleinzelhandel über das beste Jahr seit Menschengedenken freuen“. [5] Das Jahresergebnis erhöhte sich laut den GfK-Daten von 2019 auf 2020 um mehr als elf Prozent.

 

Große Herausforderungen, kleine Gewinnspannen

Es gibt jedoch immer wieder neue Herausforderungen, denn die Verbraucher von heute interessieren sich mehr für Nachhaltigkeit und Umweltthemen, wie die Reduzierung von Einwegplastik und andere grüne Themen. Den etablierten Marktführern stehen immer neue Herausforderungen bevor und der Fokus auf Rentabilität wird noch wichtiger werden. Denn obwohl die Umsätze hoch sind und weiter wachsen, ist der Lebensmitteleinzelhandel grundsätzlich immer noch ein Geschäft mit niedrigen Margen. Diese gilt es zu schützen – zum Beispiel durch die Verhinderung von Ladendiebstählen. Technologie kann hier von entscheidender Bedeutung sein. Dafür ist es wichtig zu wissen, aus welchen Gründen Menschen stehlen und welche Produkte besonders gefährdet sind.

 

Wirtschaftliche Auswirkungen von Ladendiebstahl auf den Einzelhandel

Der gesamte deutsche Einzelhandel verlor im Jahr 2020 laut EHI Retail Institute (EHI) 4,2 Milliarden Euro durch Inventurdifferenzen. [6] Der Anteil der Verluste durch Diebstähle von Kunden, Beschäftige, Lieferanten und Servicekräfte betrug dabei 3,36 Milliarden Euro. Laut Einschätzung der befragten Unternehmen haben die Diebstähle durch Kunden einen Anteil von 2,16 Milliarden Euro. Auf jeden Bundesbürger entfällt damit jährlich statistisch ein Warenwert von 26 Euro, der nicht bezahlt wird. Oder, anders gerechnet, verlässt jeder 200. Einkaufswagen die Kasse ohne zu bezahlen. Im Lebensmitteleinzelhandel sind die Inventurdifferenzen von 1,52 Milliarden Euro (2019) auf 1,61 Milliarden Euro (2020) gestiegen. Viele Einzelhändler machen sich Sorgen, dass die Diebstahlraten pandemiebedingt ansteigen könnten. Denn die Maskenpflicht führt zu mehr Anonymität beim Einkaufen, welche sich potenzielle Diebe zum Vorteil machen könnten.

Bedenkt man die zuvor geschilderten knappen Margen im Lebensmitteleinzelhandel und rechnet zum Beispiel noch die Verluste durch nicht verkaufte verderbliche Ware, welche entsorgt werden muss, hinzu, machen die Zahlen zum Ladendiebstahl deutlich, dass ohnehin knappe Gewinnspannen hier gefährdet werden. Es liegt daher im Interesse der Einzelhändler zu verstehen, wie sie effektiv Ladendiebstähle verhindern und ihre Margen schützen können.

 

Artikel mit hohem Diebstahlsrisiko

Im Lebensmittelhandel werden die meisten Diebstähle in der Kategorie Bier, Wein, Sekt und Spirituosen verzeichnet, aber auch Kosmetika sind weit vorne auf der Liste zu finden. Rasierklingen, Tabakwaren, Parfüm, Energydrinks, Schreibwaren und Zeitschriften, aber auch Babynahrung, Kaffee, Batterien, Akkus und elektrische Zahnbürsten zählen ebenfalls zu bei Dieben beliebten Artikeln. Hochwertige Artikel wie Champagner standen schon immer auf der Liste der am häufigsten gestohlenen Artikel, aber auch der Diebstahl von teuren Fleischstücken und anderen Frischwaren nimmt weiter zu.

Alle Einzelhändler haben eine heiße Liste mit den 20 bis 50 am häufigsten gestohlenen Artikel, und diese am häufigsten gestohlenen Artikel machen einen unverhältnismäßig großen Anteil am Gesamtverlust aus. Konzentriert man sich auf die 20 am häufigsten gestohlenen Artikel, kann man die Gesamtverluste in kürzerer Zeit verringern, als wenn man versucht, ganze Warengruppen oder Warensortimente pauschal zu schützen.

Artikel mit hohem Warenschwund sind naturgemäß in irgendeiner Form begehrt, so dass es schwierig ist, ein Gleichgewicht zwischen offener Warenpräsentation und dem Schutz vor Gelegenheitsdiebstählen zu finden. Studien haben gezeigt, dass sowohl der Umsatz als auch der Diebstahl zunehmen, wenn die Produkte offen und zugänglich ausgestellt sind. Eine sorgfältige Platzierung im Geschäft kann helfen, Diebstähle zu verhindern, aber der Schutz der Produkte selbst durch eine offene Kennzeichnung kann es Einzelhändlern ermöglichen, Artikel offen zu präsentieren und sie gleichzeitig zu schützen.

Der Einsatz eines Elektronischen Artikelsicherungssystems (EAS-System) in einer großen Anzahl von Geschäften erfordert von den Einzelhändlern beträchtliche finanzielle Investitionen, ganz zu schweigen von der Zeit und dem Aufwand, der für eine solch umfangreiche Einführung erforderlich ist. Viele Lebensmitteleinzelhändler arbeiten mit immer geringeren Gewinnspannen [8] und wollen daher den Nachweis erbringen, dass sich ihre Investitionen in ausreichendem Maße auszahlen.

 

Verringerung der Verluste durch Diebstahl

Die erste Möglichkeit, wie eine EAS-Lösung eine positive Kapitalrendite erzielen kann, ist die Verringerung der Inventurdifferenzen. Laut EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2021“ verliert der Einzelhandel etwa 1 % seines Umsatzes in Form von Warenschwund [10], und etwas mehr als die Hälfte davon sind auf Diebstahl zurückzuführen. Das bedeutet, dass ein Einzelhändler mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro schätzungsweise etwa eine halbe Million Euro pro Jahr durch Diebstahl verliert.

Die Auswirkungen von EAS auf Ladendiebstähle wurden bereits ausgiebig erforscht, und man ist sich einig, dass EAS ein wirksames Mittel zur Reduzierung von Diebstählen ist. [9] EAS-Antennen und -Etiketten wirken sowohl auf Gelegenheitsdiebstähle als auch auf die organisierte Einzelhandelskriminalität abschreckend.

 

Erhöhung der Warenverfügbarkeit in den Regalen

Ladendiebstahl verursacht nicht nur direkte Kosten für den Einzelhändler in Form von wertvollen Waren, die sein Geschäft umsonst verlassen, sondern hat auch sekundäre finanzielle Auswirkungen auf das Geschäft. Wenn zum Beispiel Produkte gestohlen werden, stehen diese Artikel nicht mehr für ehrliche Kunden zur Verfügung, die dann unweigerlich auf diese Produkte verzichten oder einen Konkurrenten aufsuchen, um sie von dort zu beziehen. Dies bedeutet für die Einzelhändler entgangene Einnahmen. Die Berechnung dieser entgangenen Einnahmen ist viel schwieriger, da viele Kunden einfach sehen, dass ein Artikel nicht mehr vorrätig ist, und weiterziehen. Es wird jedoch geschätzt, dass Fehlbestände zum Beispiel den US-Einzelhandel jährlich über 1 Billion Dollar kosten [11], wobei ein Teil dieser Fehlbestände auf Ladendiebstahl zurückzuführen ist.

 

Pilotprojekt zum Nachweis des ROI

Checkpoint Systems empfiehlt dringend, ein EAS-Programm in einem Pilotprojekt zu testen, um den Return on Investment (ROI) vorhersagen und nachweisen zu können. Am einfachsten ist es, sich zunächst auf eine kleinere Auswahl von Problemartikeln zu konzentrieren. Es ist keine Seltenheit, dass bei ordnungsgemäß durchgeführten Pilotprojekten zur Elektronischen Artikelsicherung (EAS) die Verluste bei diesen problematischen Hochrisikoartikeln um 50 % gesenkt werden konnten. Dies führt dann zu weniger Fehlbeständen und verpassten Verkaufschancen. Auch wenn jede Filiale ihren eigenen ROI hat, der von individuellen Faktoren beeinflusst wird, ist Checkpoint Systems davon überzeugt, dass eine gut geplante und ausgeführte EAS-Installation allen Einzelhändlern einen positiven ROI beschert.

Wenn Sie eine EAS-Installation in Ihrem Geschäft in Erwägung ziehen und sich fragen, ob sich die Investition lohnt, sollten Sie eine Beratung und einen Pilotversuch mit Checkpoint Systems in Erwägung ziehen. Überzeugen Sie sich selbst von dem positiven ROI, den Sie durch eine EAS-Einführung erzielen könnten. Verlieren Sie weniger und verkaufen mehr – mit EAS.

 

Das nächste Mal...

...schauen wir uns die Dynamik zwischen Risiko und Belohnung für Ladendiebe an. Warum stehlen manche Menschen? Welche Faktoren wägen sie ab und welches Risiko sind sie bereit einzugehen? Wir untersuchen, warum das Risiko als gering und die Belohnung als hoch empfunden wird und welche Einstellungen diese Überzeugungen verstärken. Dazu betrachten wir auch das Thema organisierte Kriminalität.

 

Quellen:

[1] https://de.statista.com/outlook/cmo/lebensmittel/deutschland

[2] bis [4] https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/so-gross-ist-die-marktmacht-des-lebensmittelhandels-12441489.html

[5] https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/lockdown-boom-lebensmittelhaendler-freuen-sich-ueber-das-beste-jahr-seit-menschengedenken/26865642.html

[6] EHI Studie Inventurdifferenzen 2021

[7] Eat This, Not That, This Is the Most Commonly Stolen Food In the World, Data Says

[8] https://www.supermarketnews.com/online-retail/digital-sales-soar-profits-are-concern-grocery-retailers

[9] Sidebottom, A., Thornton, A., Tompson, L. et al. A systematic review of tagging as a method to reduce theft in retail environments. Crime Sci 6, 7 (2017)

[10] https://www.ehi.org/de/studien/inventurdifferenzen-2021/

[11] Retail Dive, Out-of-stocks could be costing retailers $1 trillion, June 2018