Positive Entwicklung bei Inventurdifferenzen, Diebstahl durch große Dunkelziffer schwer einzuschätzen, präventive Maßnahmen gleichen Krisenzeiten teils aus

Die aktuelle Studie des renommierten EHI Retail Institute hat wieder relevante Daten und Einsichten für den Einzelhandel herausgearbeitet. Checkpoint möchte Ihnen drei der wichtigsten Erkenntnisse vorstellen, die Auskunft über die aktuelle Lage der Branchen geben und Impulse für zukünftige Strategien bieten.

  1. Inventurdifferenzen sinken weiter

Größtenteils sind für Inventurdifferenzen vier Verursachergruppen verantwortlich: Angestellte, Personal von Lieferanten und Servicekräften, Kundschaft und organisatorische Mängel – damit sind unter anderem Erfassungs-, Buchungs- und Bewertungsfehler gemeint. Laut EHI-Studie und den befragten Fachleuten wurden letztes Jahr rund 50 Prozent der Differenzen durch Kunden verursacht, knapp 20 Prozent durch Angestellte, etwa 8 Prozent durch Lieferanten und Servicekräfte und der Rest durch Organisatorisches. Das lässt sich so interpretieren, dass ein Großteil der Inventurdifferenzen auf Diebstähle zurückgeht.

Den gesamten deutschen Einzelhandel betrachtet, zeigt die Studie, dass es einen Rückgang bei den Inventurdifferenzen im Vergleich von 2020 zu 2021 gab – und zwar von 4,2 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 3 Prozent.
Das klingt zunächst überaus positiv, vor allem angesichts der aktuellen Krisenzeiten, allerdings sollten gerade diese Krisenfaktoren – Corona-Pandemie, Ukrainekrieg und die damit verbundenen Einschränkungen im Einzelhandel – bei der Bewertung der Ergebnisse berücksichtigt werden. U. a. besuchten deutlich weniger Kunden die Geschäfte und wickelten stattdessen viele Einkäufe online ab, was zwangsläufig auch die Diebstahlzahlen beeinflusste. Ein gutes Drittel der Händler sieht daher noch erhebliches Verbesserungspotenzial in den Inventurergebnissen, wie die EHI-Studie herausstellt.

 

  1. Diebstahlquote sinkt – aber die Dunkelziffer und gerade die Verluste durch organisierte und gewerbstätige Ladendiebe bleibt hoch

Wie die polizeiliche Kriminalstatistik belegt, ist die Zahl der angezeigten Ladendiebstähle 2021 um 15,6 Prozent gesunken. In Fällen gesprochen sank die Zahl von 304.005 im Jahr 2020 auf 256.694. Diese Zahlen machen Mut, sind aber mit Vorsicht zu genießen und sollten nicht unreflektiert als Basis für unternehmerische Entscheidungen genutzt werden.

Der Grund:

Diese Zahlen beziehen sich auf angezeigte Ladendiebstähle, nicht auf Ladendiebstähle per se. Dass es da einen Unterschied gibt, zeigt ein Vergleich zwischen den Zahlen der Inventurdifferenzen und der Ladendiebstähle. Der Rückgang bei ersteren fällt deutlich bescheidener aus, was darauf verweist, dass viele Ladendiebstähle schlichtweg nicht angezeigt wurden. Eine Ursache dafür, die mit den aktuellen Krisenzeiten zusammenhängt, sind Einsparungen bei Personal und Detekteien, die normalerweise Diebstähle zur Anzeige bringen.

Die Dunkelziffer ist riesig: Weniger als zwei Prozent der Diebstähle werden angezeigt. Rein rechnerisch kann man also davon ausgehen, dass über 19,8 Millionen Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von 106 Euro unentdeckt bleiben. Besonders problematisch sind dabei – und das ist auch die Einschätzung der befragten Unternehmen – gewerbsmäßige, organisierte Bandendiebstähle.

Neben der erwähnten Einsparungen im Bereich Personal und Dienstleister haben laut EHI auch die Hygienemaßnahmen und der Schutz der Angestellten dazu beigetragen, übliche Kontroll-, Über-
wachungs- und Sicherungsmaßnahmen sowie Erfassungstätigkeiten zu vernachlässigen und Diebstähle zu begünstigen. 2020 wurden die Ausgaben für präventive Maßnahmen um etwa 10 Prozent gekürzt und seitdem nicht wieder angepasst.

Was die Diebstahlbereitschaft zudem erhöht, sind Inflation, steigende Preise und eine zunehmende Verunsicherung der Bevölkerung. Mehr zu den Gründen für Ladendiebstahl finden Sie hier.

 

  1. EAS-Systeme und andere präventive Maßnahmen fangen negativen Einfluss der Krisen ab

Eine entscheidende Erkenntnis der EHI-Auswertungen ist, dass Personalschulungen und präventive Maßnahmen – und zwar sowohl technischer als auch organisatorischer Natur – ein wirksames Mittel gegen Inventurdifferenzen sind.

Besonders die befragten Supermärkte, SB-Warenhäuser, Bekleidungsfachgeschäfte, Textilfachgeschäfte, Textilkaufhäuser und Warenhäuser betonten unter anderem die Bedeutung von EAS- und anderen Warensicherungssystemen für die „positive“ Entwicklung der Inventurdifferenzen trotz diverser Krisenherde.

Diese positive Auswirkung von Artikelsicherungsanlagen zeigt sich auch in ihrer Akzeptanz. Sie kommen bereits jetzt bei rund 60 Prozent der befragten Unternehmen zum Einsatz, 20 Prozent nutzen zudem Quellensicherung. Außerdem liegt ihr Ausbau auf Platz 2 der angestrebten Projekte 2022.

Das Fazit der EHI-Studie:

„Viele Positivbeispiele von Unternehmen, die über Jahre hinweg ihre Inventurdifferenzen kontinuierlich reduzieren konnten, zeigen, dass die intensive Beschäftigung mit Bestandsverlusten und deren Vermeidung ein enormes Renditepotenzial birgt.“

Falls Sie sich für Warensicherung interessieren und sich über Möglichkeiten der EAS informieren möchten, kontaktieren Sie uns gerne.