Der vierte Teil unserer Serie zur Warensicherung im Lebensmitteleinzelhandel beschäftigt sich mit den praxistauglichsten Methoden, Sicherheitsetiketten auf Produkten anzubringen und sie nach erfolgtem Kauf zu deaktivieren. Im Detail geht es unter anderem um die zentralen Fragen:
Wie können die Produkte optimal gesichert und etikettiert werden, ohne dass enorme Aufwände für das Ladenpersonal entstehen? Und wie können die Sicherheitsetiketten verlässlich deaktiviert werden, ohne das Kundenerlebnis zu beinträchtigen. Wir zeigen auf, wie RF-Technologie auf beides Antworten liefert – die sich für den Einzelhandel lohnen.

Im Idealfall würde ein Einzelhändler, der eine EAS-Lösung einsetzt, jeden einzelnen Artikel in seinen Geschäften mit Sicherheitsetiketten ausstatten. Die Realität sieht aber oft anders aus: Das Anbringen der Sicherheitsetiketten im Ladenalltag ist kein leichtes Unterfangen, da die meisten Einzelhändler in Bezug auf verfügbares Personal knapp bemessen sind. Es gibt oftmals schlichtweg nicht genug Mitarbeitende, um sich der umfassenden Etikettenausstattung und gleichzeitig den eigentlichen Aufgaben, dem Verkauf und der Kundenberatung im Verkaufsraum, innerhalb der regulären Arbeitszeiten zu widmen. Und die Zuweisung zusätzlicher Arbeitsstunden für die Anbringung von Sicherheitsetiketten erzeugt erhebliche Kosten.

Die Folge: Viele Einzelhändler zögern bei der Einführung von EAS-Lösungen oder sie sichern nur einen ausgewählten, überschaubaren Teil der Produkte mit EAS. Beides spielt Ladendieben in die Hände und begünstigt den Warenschwund.

 

Quellensicherung als Lösung

Eine bewährte Lösung für die Problematik ist die Kennzeichnung von Produkten bereits an der Quelle, bevor sie in den Laden gelangen. Insbesondere bei besonders diebstahlgefährdeten Artikeln, auf die es in der Regel auch organisierte Einzelhandelskriminelle in großem Stil abgesehen haben, arbeiten Einzelhändler und Hersteller proaktiv bei der Diebstahlprävention zusammen und implementieren Programme der Quellensicherung.

Das bietet viele Vorteile:

  • Weniger Arbeitsaufwand: Die Mitarbeitenden in den Geschäften müssen die Produkte nicht mehr kennzeichnen und können sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.
  • Ideales Branding: Das Anbringen von Sicherheitsetiketten während des Herstellungsprozesses bringt ein hohes Maß an Konformität in den Anbringungsprozess. Die Etiketten können so auf jedem einzelnen Artikel an der exakt gleichen Stelle angebracht werden – wo sie keine Informationen verdecken oder die Markenwirkung schmälern. Bei der händischen Etikettierung im stressigen Ladenalltag passiert das nicht selten.
  • Umfassender Schutz: Quellensicherung bedeutet auch, dass die Produkte von der Quelle bis zum Geschäft geschützt sind und nicht erst am Verkaufsstandort. Wenn die Quellensicherung mit RFID erfolgt, kann dies eine Produktverfolgung über die gesamte Lieferkette hinweg ermöglichen, was die Anzahl der verlorenen Artikel reduziert, Prozesse rationalisiert und eine bessere Verfügbarkeit im Regal am Ende der Kette ermöglicht. Auch die Abzweigung von Produkten in den Grauen Markt, der für große wirtschaftliche Verluste verantwortlich ist, und die Verbreitung von Fälschungen werden auf diese Weise erschwert.
  • Schnellerer ROI: Nicht zuletzt können Einzelhändler durch die Quellensicherung schneller von ihrer Investition in EAS profitieren.

Deaktivierung von Sicherheitsetiketten

Neben der effizienten Implementierung eines EAS-Systems ist die Deaktivierung der elektrischen Artikelsicherung nach einem rechtmäßigen Kauf ein entscheidender Faktor. Denn wenn es einen wichtigen Bereich im Geschäft gibt, den die Einführung einer EAS-Lösung nicht negativ beeinflussen sollte, dann ist es der Kassenbetrieb (Point of Sale, POS). Dies ist der kritische Berührungspunkt mit dem Kunden im Geschäft und er muss im Lebensmittelhandel schnell, effektiv und fehlerfrei vonstattengehen. Eine kürzlich durchgeführte Studie unter den größten Einzelhandelskunden von Checkpoint Systems hat ergeben, dass Einzelhändler dem Kundenerlebnis und der Geschwindigkeit an der Kasse eher Vorrang vor der Sicherheit geben[1].

Das bedeutet, dass die meisten Einzelhändler nicht bereit sind, zusätzliche Zeit für die Deaktivierung von Sicherheitsetiketten aufzuwenden und die EAS sich daher so nahtlos und reibungslos wie möglich integrieren lassen muss.

 

RF-Technologie macht es möglich

Bei der Radiofrequenz(RF)-Technologie ist die Deaktivierung des Etiketts mit dem Scannen des Barcodes verknüpft, d. h. die Etiketten können beim Scannen deaktiviert werden. Die Deaktivierung erfolgt dadurch schnell und unkompliziert, ohne dass der Kassiervorgang komplexer wird oder mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Der Grund für die Integration der Deaktivierungseinheit in die Kasse besteht darin, dass der gesamte Prozess effektiv und auf eine sehr kundenfreundliche Art und Weise während der Kauf-/Bezahlphase des Einkaufs abgewickelt werden kann. Die Ausgangstür muss so nicht mehr durch Personal oder Wachpersonal besetzt werden und der Kunde wird weniger mit der Kontrolle konfrontiert.

Diese Inline-Installation kann zwar die Investitionskosten für die im Geschäft benötigte Hardware erhöhen, da für jede Kasse eine EAS-Antenne und ein Deaktivierungsgerät erforderlich sind, die Installation ist jedoch heutzutage durch die Technologie von Checkpoint Systems viel einfacher. Sie nutzt sichere drahtlose Kommunikation zwischen der Hardware, wodurch kostspielige und umständliche Verkabelungsinstallationen entfallen und künftige einfache Umgestaltungen der Kassen ohne erneute Verkabelungs- oder Stromversorgungsarbeiten möglich sind.

 

Deaktivierung auch an Self-Checkout-Geräten

Die Deaktivierung des RF-Etiketts ist nicht von der Berührungstechnologie abhängig (wie bei anderen Technologien), deshalb kann sie sowohl beim Scan-Vorgang des Barcodes durch den Kassierer als auch durch den Kunden selbst an einem Self-Checkout-Gerät (SCO) erfolgen.

Durch diese Möglichkeit können unsere RF-basierten EAS-Systeme in jede beliebige Selbstbedienungsanwendung integriert werden und lassen sich durch die Option, die gekennzeichneten Produkte erst nach Abschluss der Zahlung zu deaktivieren, weiter verbessern. Ein kürzlich veröffentlichter ECR-Bericht über den SCO-Betrieb hat gezeigt, dass es zahlreiche gemeldete Vorfälle von "Durchgängen" in SCO-Einrichtungen gibt, bei denen die Produkte gescannt wurden, der Bezahlvorgang aber nicht abgeschlossen war und die Waren dennoch aus dem Geschäft getragen wurden. Bei der erwähnten Option, die als Massendeaktivierung bezeichnet werden kann, wird das Etikett nicht beim Scannen des einzelnen Produkts im SCO deaktiviert, sondern die Anweisung zur Deaktivierung des Etiketts wird erst nach Abschluss des Bezahlvorgangs vom SCO empfangen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nur bezahlte Ware ohne Ausgangsalarm aus dem Geschäft mitgenommen werden kann.

 

Das nächste Mal...

… beenden wir unsere Serie über EAS im Lebensmittelhandel und beantworten die wohl individuellste Frage bisher: "Wie kann ich ein EAS-System in meinen Geschäften einführen?" Wir klären unter anderem, welche Geschäfte sich für ein Pilotprojekt eignen, welche Produkte zuerst geschützt werden sollten und wie der Erfolg des neuen Systems erfasst werden kann.

 

Zur Serie:
In unserer fünfteiligen Serie „Lebensmitteleinzelhandel und Warensicherung“ sprechen wir über die Marktsituation im Lebensmitteleinzelhandel, Ladendiebstähle und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Schäden sowie über die Motivation von Dieben, über die besten Abschreckungstaktiken, erläutern, wie ein Elektronisches Warensicherungssystem (EAS-System) funktioniert und geben Tipps für ein Pilotprojekt im Bereich Warensicherung.

 

 

References:

[1] Checkpoint Systems, Change at the Checkout customer research – 27 of Europe’s largest retailers, Summer 2021